Fliegerei

Mit der Taube zum Weltrekord

Josef Suwelack fand seine eigentliche Berufung in der Fliegerei. Im Jahr 1909 motivierten Ihn die Geschichten aus der Presse, die von den Gebrüdern Wright oder Santos Dumont handelten, eigene Flugapparate zu bauen. Nach anfänglichen Problemen durch eine zu geringe Startgeschwindigkeit bei den eigens gebauten Gleitern entschied sich Suwelack dazu einen motorisierten Flugapparat zu bauen. Nach einigen Flugversuchen auf der Loddenheide in Münster ging er ein Jahr später nach Berlin-Johannisthal um dort das Flugzeugführer-Zeugnis Nr. 102 des deutschen Luftfahrerverbandes zu erwerben.

Am 02. August 1911 entschloss sich Josef Suwelack dazu einen Vertrag mit der Rumpler Luftfahrzeugbau GmbH zu schließen. Er sollte als Chefpilot und Fluglehrer der angeschlossenen Flugschule tätig werden, sowie an Flugwettbewerben teilnehmen.  Bis zum Ende des ersten Weltkriegs war die Rumpler-Taube das berühmteste Flugzeug, auf der ganze Generationen von Piloten das Fliegen gelernt haben. Am 08. Dezember stellte Josef Suwelack in der Rumpler-Taube den Weltrekord für den längsten Flug am Stück mit 4 Stunden und 35 Minuten auf.

Am 24. Oktober 1911 startete Josef Suwelack mit der Rumpler-Taube das Schaufliegen in Münster. Er war für das Publikum in Münster für etwa eine dreiviertel Stunde nicht zu sehen, was unter den anwesenden Eltern eine kleine Unruhe stiftete. Suwelack hatte sich angesichts der günstigen Wetterverhältnisse dazu entschieden einen Flug nach Billerbeck zu wagen und die Türme des Billerbecker Doms zu umkreisen. “Ein stolzes Gefühl beseelte mich, als ich dicht an den Türmen vorbei und über dem Hause meiner Eltern und auf den Bahnhof dahinflog”.

Im Jahr 1912 verließ er die Firma Rumpler in Berlin und erwarb zwei Aviatik-Renneindecker, mit denen er an Flugrennen teilnehmen wollte. Die Konstruktionen der Eindecker waren allerdings noch neu und nicht ausgereift, weshalb er die Flugzeuge im Mai 1912 zurückgegeben hatte, um selbst Flugzeuge zu entwerfen und zu bauen. So kam es zur Neugründung der Kondor-Flugzeugwerke GmbH, bei der Josef Suwelack einen Anstellungsvertrag zum technischen Geschäftsführer bekam. Mit Hilfe eines engagierten Zeichners sollte Suwelack eine Weiterentwicklung der Rumpler-Taube konstruieren. Am 3. Januar 1913 war es dann soweit: Der erste offizielle Flug eines Kondor Flugzeugs über Essen konnte starten. Suwelack führte den Flug ohne Probleme durch und landete seine Maschine unter Beifall der Anwesenden Herrschaften des Essener Flugschifffahrtvereins und des Oberbürgermeisters von Essen. Der Oberbürgermeister widmete ihm einen Ehrenbecher, welcher heute auf dem Aviator Denkmal zu sehen ist. Der Münsterische Anzeiger schrieb dazu einen langen Artikel.

Um auf die Kondor-Flugzeugwerke aufmerksam zu machen, startete Josef Suwelack am 23. Februar 1913 einen Flug von Essen nach London. Aufgrund eines defekten Kompasses und schlechter Sichtverhältnisse war er gezwungen seinen Flug abzubrechen und in den Niederlanden in der Nähe von Zwolle zu landen.
Der Prinz-Heinrich-Flug war eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres 1913. Im Mai startete Josef Suwelack als einer der drei zivilen Piloten neben 35 weiteren militärischen Teilnehmern. Trotz einer Notlandung erhielt er einen Ehrenpreis für die Teilnahme am Prinz- Heinrich-Flug. Auch ein Abbild dieses Preises ist heute auf dem Aviator Denkmal abgebildet.

Zwischen 1913 und 14 strebte Suwelack Geschäftsbeziehungen mit der spanischen Regierung an, die allerdings im August 1914 beendet wurden, da die deutsche Heeresverwaltung die zu liefernden Flugapparate als kriegswichtig beschlagnahmt hat. Mit dem Anfang des Krieges endet Josef Suwelacks Tätigkeit als Geschäftsführer der Kondor-Werke, die geschäftlichen Tätigkeiten von 1913 bis 1915 lassen sich nur vage verfolgen. Die Mitarbeiterzahl wurde aufgrund des Krieges drastisch reduziert. Suwelack hatte bereits 1912 mit dem Deutschen Reich einen Dienstvertrag abgeschlossen, welcher ihn im Kriegsfall verpflichtete, den Dienst des Heeres anzutreten. 1914 bestätigte sich dieser Vertrag und Josef Suwelack ging zum Militär.